Funktion, Einsatzbereiche und rechtliche Einordnung von Elektroschockern zur Selbstverteidigung
Elektroschocker, alternativ oftmals auch als Stromschocker oder E-Schocker bezeichnet, sind prinzipiell äußerst wirkungsvolle Geräte zur Selbstverteidigung. Sie gehören dabei neben Pfefferspray und Schreckschusswaffen zu den beliebtesten Selbstverteidigungswaffen in Deutschland. Doch was macht Elektroschocker zur Selbstverteidigung so beliebt, wie funktionieren sie, und welche Auswirkungen hat ein Stromschlag auf einen Angreifer?
Folgend soll auf diese Aspekte und natürlich auch auf die besonders wichtige Frage, ob Elektroschocker legal sind, ausführlich eingegangen werden. Eines kann bereits an dieser Stelle vorweggenommen werden: Grundsätzlich sind in Deutschland Elektroschocker erlaubt, es müssen jedoch einige Anforderungen erfüllt werden. Generelle Verbote bestehen z.B. für sogenannte Taser, oder Geräte welche eine Taschenlampe mit Elektroschocker kombinieren. Wer also einen Elektroschocker kaufen möchte, muss dabei einige Dinge beachten. Natürlich stellen wir auch eine Übersicht verschiedener Elektroschocker die legal erworben werden dürfen zur Verfügung.
Unterschiedliche Elektroschocker Varianten
Ein Elektroschocker, fachsprachlich auch als Elektroimpulswaffe bezeichnet, ist ein Gerät, das nach dem Prinzip des kontrollierten elektrischen Schlags arbeitet. Es dient in erster Linie der Verteidigung der eigenen Person und weniger dem aktiven Angreifen eines Gegners. Das Prinzip des Elektroschockers ist aus technischer Sicht relativ simpel – aus einer niedrigen Batteriespannung wird eine hohe Ausgangsspannung erzeugt. Diese Funktionsweise und die Tatsache, dass nahezu alle Elektroschocker aus Kunststoff gefertigt sind, ermöglichen es, einem Angreifer einen kontrollierten elektrischen Schlag zu versetzen, ohne selbst verletzt zu werden. Elektroschocker sind bereits seit dem zweiten Weltkrieg bekannt, ihre Entwicklungsgeschichte ist jedoch nicht genau geklärt. Heute sind prinzipiell 5 verschiedene Arten von Elektroimpulswaffen bekannt:
1. Handgeräte / Klassische Elektroschocker
Die sogenannten Handgeräte sind in Deutschland die häufigsten Modelle. Sie sind relativ klein und können meist problemlos verdeckt getragen werden. Wenn diese Geräte mit dem PTB Prüfsiegel ausgezeichnet sind, können diese Elektroschocker legal erworben und geführt werden. Sie bieten allerdings im Vergleich zu einigen anderen Elektroimpulswaffen den entscheidenden Nachteil, dass Sie in der Regel nur bei sehr nahem Kontakt mit dem Angreifer eingesetzt werden können. Natürlich hat jedoch auch der Anblick dieser Geräte für sich bereits eine nicht von der Hand zuweisende abschreckende Wirkung.
2. Elektroschocker Stab
Ein Elektroschocker Stab ist, wie bereits der Name verrät, in Form eines Stabs gefertigt. Die Kontakte sind an der Spitze des Stabs angebracht. Durch diesen Aufbau des Gerätes ist es möglich, Angreifer (in Abhängigkeit der Länge) auf Distanz zu halten. Für die Selbstverteidigung sind diese Geräte jedenfalls gut geeignet, jedoch sind uns derzeit keine in Deutschland erlaubten Modelle mit entsprechender PTB Kennzeichnung bekannt. Der Grund dafür liegt vermutlich darin, dass der Elektroschocker Stab als „Angriffswaffe“ und nicht als reine „Waffe zur Selbstverteidigung“ angesehen wird.
3. Elektroschocker Pistole / Taser
Die Elektroschocker Pistole, oftmals auch einfach als Taser (ist genaugenommen ein Markenname) bezeichnet, werden in Deutschland nur von Spezialeinheiten der Polizei verwendet und sind für Privatpersonen seit 2008 verboten. Auch die Ausnahmeregelung des BKA für Altbestände lief mit 31. Dezember 2010 aus. Bei diesen Elektroschockgeräten werden mit Widerhaken versehene Projektile abgeschossen, die durch Drähte mit der Waffe verbunden sind. Durch das Betätigen des Abzugs der Waffe können dann massive elektrische Schläge verabreicht werden. Im Gegensatz zu Deutschland dürfen diese Geräte in Österreich auch von Privatpersonen erworben werden – beachtet dazu bitte unsere ausführlichen Informationen zum Taser als Selbstverteidigungswaffe.
4. Elektroschocker Taschenlampe
Viele kennen sie vielleicht von den grenznahen Vietnamesenmärkten – die sogenannte Elektroschocker Taschenlampe. Wie dieser Bezeichnung zu entnehmen, handelt es sich dabei um nichts anderes als einer Taschenlampe mit Elektroschocker. Die Funktionsweise ist dabei identisch mit jener bereits beschriebenen Handgeräte. Ein solches Gerät ist jedoch nur bei sehr genauem Hinsehen als „Waffe“ zu identifizieren – und hier liegt das Problem. Das deutsche Waffengesetz verbietet nämlich grundsätzlich als andere Gegenstände getarnte Waffen (gleiches gilt beispielsweise auch für Elektroschocker Handy usw.). Also besser Finger weg von diesen Geräten, es drohen mitunter empfindliche Strafen!
5. Viehtreiber
Bei einem Viehtreiber handelt es sich im Prinzip um nichts anderes als einen klassischen Elektroschocker, jedoch ist die Spannungshöhe in Volt meist geringer. Im Gegensatz zum E-Schocker müssen Viehtreiber nicht mit dem PTB Siegel gekennzeichnet werden, da der eigentliche Verwendungszweck ja nicht im Bereich der Selbstverteidigung liegt.
Sind Elektroschocker legal?
Im Rahmen der vorangegangenen Erklärung verschiedener E-Schocker Varianten wurde ja bereits teilweise darauf eingegangen ob Elektroschocker erlaubt sind oder nicht. Zu beachten ist natürlich auch, dass es hierzu in verschiedenen Ländern teilweise erhebliche Unterschiede gibt.
Elektroschocker in Deutschland
Grundsätzlich sind in Deutschland Elektroschocker legal und die Rechtslage bezüglich des Erwerbs und des Führens ist eindeutig. Elektroschocker dürfen von volljährigen Personen erworben und geführt werden, wenn sie ein Prüfsiegel der „Physikalisch-Technischen Bundesanstalt“ (PTB-Prüfsiegel) tragen. Distanz-Elektroimpulsgeräte, beispielsweise „Taser“, sind in Deutschland hingegen verboten und dürfen nur von Spezialeinheiten der Polizei geführt werden. Weiterhin sind sämtliche Geräte, die kein PTB-Prüfsiegel tragen, verboten. Dazu zählen beispielsweise auch die bereits erwähnten als Taschenlampe getarnten Modelle. Wer ein Gerät ohne PTB Kennzeichnung erwirbt, besitzt oder führt, begeht einen Verstoß gegen das Waffengesetz.
Österreich
In Österreich dürfen Elektroschockgeräte prinzipiell mit vollendetem 18. Lebensjahr erworben und in auch der Öffentlichkeit geführt werden. Im Gegensatz zu den Regelungen in Deutschland sind hier auch keine speziellen Prüfsiegel vorgesehen. Verboten sind jedoch Modelle, deren Form geeignet ist, einen anderen Gegenstand vorzutäuschen (z.B. Elektroschocker Taschenlampe). Im Gegensatz zu Deutschland können Taser in Österreich legal erworben werden. Einschränkungen bestehen dabei jedoch in Bezug auf das Führen in der Öffentlichkeit, da diese mit aufgestecktem Modul (= Aufsatz zum verschießen) als Schusswaffen der Kategorie D gelten und nur mit einem Waffenpass geführt werden dürfen.
Schweiz
In der Schweiz sind Elektroschocker prinzipiell verboten, da diese laut Waffengesetz die „Widerstandskraft von Menschen beeinträchtigen oder die Gesundheit auf Dauer schädigen können“. Dies gilt für sämtliche der bereits beschriebenen Varianten, mit Ausnahme von Viehtreibern, welche ausschließlich zur Verwendung in der Nutztierhaltung gemäß gültiger Tierschutzgesetzgebungen bestimmt sind.
Elektroschocker kaufen
Wer einen Elektroschocker kaufen möchte hat prinzipiell zwei Möglichkeiten – der Kauf direkt im Waffengeschäft (teilweise auch in Outdoor- oder Survivalshops erhältlich) oder über das Internet. In Deutschland ist die Auswahl verschiedener legaler Elektroschocker (also mit PTB Kennzeichnung) sehr klein, daher unterscheidet sich das Angebot in Onlineshops meist nicht von jenem niedergelassener Händler – lediglich die Preise sind im Internet oftmals günstiger. In Österreich ist die Auswahl zwar oftmals größer, jedoch werden Elektroschocker ohne PTB meist nicht direkt nach Deutschland versendet, sondern müssen nach der Bestellung abgeholt werden. Folgende Elektroschocker und Viehtreiber können völlig legal bestellt werden:
Funktion, Handhabung und Auswirkungen
Die grundlegende Funktionsweise des Elektroschockers wurde im Zuge der Vorstellung verschiedener Elektroimpulswaffen bereits grob angedeutet. Prinzipiell verfügen alle Modelle über eine Batterie (oder Akku) mit einer niedrigen Spannung von etwa 1,5 bis 12 Volt. Das Gerät erzeugt aus dieser eine deutlich höhere Ausgangsspannung, welche düber die Kontakte abgegeben werden kann. Ein E-Schocker verfügt dabei über zwei dieser metallischen Kontakte.
Das Erzeugen der hohen Ausgangsspannung geschieht durch Induktion. Die Batteriespannung wird auf elektronischem Wege aus- und eingeschaltet. Durch die schnelle Stromänderung entsteht eine Induktivität, welche letztendlich in einer hohen Spannung resultiert. Die im Handel erhältlichen Elektroschocker verfügen über eine Ausgangsspannung von teilweise bis über 1 Million Volt!
Auswirkung des Elektroschocks auf einen Angreifer
Die Elektroschocker Wirkung ist von mehreren Faktoren abhängig. So spielen unter anderem die Körperverfassung des Angreifers, die Stärke (Spannung) des E-Schockers (z.B. 200.000 Volt oder 500.000 Volt) und auch die Körperstelle an welcher der Elektroschock abgegeben wird. Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor ist auch die Kleidung, welche vom Elektroimpuls durchdrungen werden muss. Wie auch nebenstehender Abbildung zu entnehmen, gelten Schulter- und Halsbereich, Brust sowie auch Bauch- und Hüftbereich als optimale Angriffspunkte.
Verschiedene Hersteller veröffentlichen in ihren Produktbeschreibungen und Bedienungsanleitungen jedoch auch Angaben zur Wirkung in Abhängigkeit zur ungefähren Dauer der Einwirkung auf den Körper. Es ist jedoch zu beachten, dass es sich dabei bloß um grobe Richtwerte handelt. Darüber hinaus ist auch zu beachten, dass in Deutschland legale Elektroschocker mit PTB Kennzeichnung Elektroschocks bis zu maximal 4 Sekunden (durchgehend) abgeben können.
Dauer | Elektroschock Wirkung |
---|---|
≤ 0,5 Sekunden | leichte Schmerzen; kurze Muskelkrämpfe; Erschrecken |
1-3 Sekunden | starke Schmerzen; starke Muskelkrämpfe; Verwirrung; Bewegungsunfähigkeit |
4-5 Sekunden | starke Nervenschmerzen u. Muskelkrämpfe; Orientierungslosigkeit; Schock |
Geeignete Selbstverteidigungssituationen
In der Theorie sind Elektroschocker sehr wirksame Waffen, die zur Selbstverteidigung eingesetzt werden können. Da in Deutschland jedoch lediglich Hand- und Stabgeräte mit entsprechenden Einschränkungen erworben und eingesetzt werden dürfen, ist ein direkter Kontakt zum Angreifer nötig, um diesem einen Elektroschock zu verabreichen.
Prinzipiell gilt, dass gute Elektroschocker geeignet sind, einen Angreifer kampfunfähig zu machen, wenn dieser aus kurzer Distanz angreift und somit ein direkter Kontakt zum Opfer besteht. Der Umgang sollte allerdings zuvor eingeübt worden sein. Im Ernstfall ist es absolut notwendig, das Gerät schnell und effizient einsetzen zu können. In der Regel besteht nur ein Zeitfenster von wenigen Sekunden, in dem der Elektroschocker eingesetzt werden kann. Da in den meisten Selbstverteidigungssituationen im Alltag ein direkter Kontakt zum Angreifer besteht, sind Elektroschocker – sofern der Umgang mit diesen beherrscht wird – in fast jeder Selbstverteidigungssituation geeignet. Eine Ausnahme hiervon ist vermutlich der Einsatz gegen aggressive Tiere – so ist beispielsweise der Einsatz von Pfefferspray gegen Hunde weitaus besser geeignet.
Die Vor- und Nachteile von Elektroschockern
Die gewichtigsten Vor- und Nachteile der Elektroschocker wurden bereits erläutert. Prinzipiell stellt diese Selbstverteidigungswaffe eine hochwirksame Waffe dar, die den Angreifer rasch kampfunfähig machen kann. Geräte mit entsprechendem PTB Prüfsiegel dürfen von Personen ab 18 Jahren zudem auch in der Öffentlichkeit geführt werden.
Eine potentielle Gefahr kann darin gesehen werden, dass der Angreifer dem Opfer den E-Schocker entreißt. Ein erfolgreicher Einsatz zur Verteidigung setzt also Schnelligkeit auf Seiten des Opfers voraus. Vom Zeitpunkt des Ziehens des Elektroschockers bis zur Kampfunfähigkeit des Gegners dürfen nur wenige Sekunden vergehen. Hier kann lediglich das Üben des Einsatzes zur Sicherheit führen. Die meisten Modelle verfügen zwar über eine Schlaufensicherung, jedoch bleibt im Ernstfall wohl kaum Zeit diese ums Handgelenk zu legen. Ein weiterer Nachteil des Elektroschockers besteht darin, dass er nur bei der richtigen Batteriespannung eine Kampfunfähigkeit des Angreifers garantieren kann. Mit der Zeit nimmt die Spannung immer weiter ab. Diese sollte also regelmäßig überprüft werden, um in einer Selbstverteidigungssituation auf einen einsatzfähigen E-Schocker zurückgreifen zu können.
Den genannten Nachteilen ist gegenüberzustellen, dass es sich bei guten Elektroschocker-Modellen um die wohl wirksamste und mächtigste Waffe handelt, die legal zur Selbstverteidigung eingesetzt werden darf. Mit keinem anderen Gerät kann innerhalb weniger Sekunden eine Kampfunfähigkeit des Gegners erreicht werden. Wird auch der Umgang beherrscht, stellt er in der Selbstverteidigung einen entscheidenden Vorteil dar.